Womit Frauen im Job zu kämpfen haben
Warum gibt es in vielen Branchen so wenige Frauen in Führungspositionen? Was hindert Frauen daran, Karriere zu machen? Gibt es diese gläserne Decke wirklich?
Auf diese Fragen wollte ich eine fundierte Antwort finden. Daher habe ich mir die Tourismuswirtschaft herausgepickt – eine Branche, in der überdurchschnittlich viele Frauen arbeiten, die Führungspositionen aber überwiegend von Männern besetzt sind.
Zusammen mit Prof. Claudia Brözel, Professorin für Marketing und eCommerce im Tourismus an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE) in Eberswalde, habe ich daher die Studie „Frauen im Tourismus“ initiiert. Ziel war es zu untersuchen, mit welchen Herausforderungen Frauen im Job zu kämpfen haben und was sie sich von Unternehmen wünschen.
Studie untersucht Karrierechancen für Frauen
Die Studie wurde an der HNE im Rahmen der Masterarbeit „Karrieren von Frauen in der deutschen Tourismuswirtschaft – Herausforderungen und Bedürfnisse aus Akteurinnensicht“ von Lena Zell durchgeführt. Die Grafik oben stammt aus dieser Masterarbeit, die im Dezember 2023 fertiggestellt wurde. Befragt wurden von Juni bis September 2023 insgesamt 156 Frauen, die in der Tourismuswirtschaft arbeiten – quantitativ mittels Online-Fragebogen und qualitativ mittels fünf ausführlicher Fokusgruppengespräche. Die Frauen waren zum Befragungszeitpunkt in unterschiedlichen Segmenten und in verschiedenen Positionen in der Touristik tätig. 33 Prozent der befragten Frauen waren zum Erhebungszeitpunkt bei Reiseveranstaltern, 16 Prozent bei Destinationen, 14 Prozent bei Reisemittlern und 12 Prozent in der Hotellerie beschäftigt.
Die wichtigsten Erkenntnisse zur Frauenförderung
Die Studie liefert Unternehmen und männlichen Führungskräften, die Frauen fördern wollen, wichtige Hinweise. Karriere hat bei den befragten Frauen insgesamt einen hohen Stellenwert. Doch: In den Fokusgruppengesprächen wurde deutlich, dass Frauen den Begriff „Karriere“ nicht gern verwenden. Der Wunsch, eine abwechslungsreiche, interessante Aufgabe mit Gestaltungsspielraum zu haben, ist Frauen wichtiger, als eine bestimmte Position zu erreichen. Frauen beschreiben ihre Karrierewege als komplex und zunehmend flexibel. Die Tourismusbranche biete dabei viele Möglichkeiten, sich thematisch umzuorientieren, was zu unkonventionellen Karrierewegen führe.
Frauen fehlen weibliche Vorbilder
Die etablierten männlichen Netzwerke empfinden Frauen als stärkstes Hindernis. In den Fokusgruppengesprächen wurde deutlich, dass sich Frauen aufgrund der starken Männerverbünde oft ausgeschlossen und nicht respektiert fühlen. Viele Frauen gaben an, dass ihnen weibliche Vorbilder fehlen. Auch Vorurteile aufgrund geschlechtsspezifischer Stereotype sowie die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf sind hinderlich für die Karriereentwicklung von Frauen. Festgefahrene Unternehmens- und Gesellschaftsstrukturen können zusätzliche Barrieren darstellen, so das Ergebnis der Studie.
Auf allen hierarchischen Ebenen wünschen sich Frauen eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Der Wunsch nach flexibleren Arbeitszeitmodellen ist groß. Außerdem beklagen Frauen einen Gender Pay Gap: Sie erhalten für dieselbe Tätigkeit weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. Vergütung ist für Frauen ein Ausdruck von Wertschätzung. Frauen wünschen sich mehr Wertschätzung.
Mein Fazit: Frauenförderung funktioniert nur, wenn Männer und Frauen gemeinsam an einem Strang ziehen. Basierend auf den Studien-Erkenntnissen habe ich ein strukturiertes, dreistufiges Coaching-Programm entwickelt – für Organisationen aller Branchen, die Frauenförderung ganzheitlich und strukturiert angehen wollen. Wichtig dabei: Das Coaching richtet sich nicht nur an Frauen, sondern auch an Männer.
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